International Coach Federation

ICF Ethischer Standard #25 - Diversität und Inklusion in der schriftlichen Kommunikation

 

Ein Diskussionsbeitrag von Doris van de Sand, Mitglied der Ethik Kommission des ICF Deutschland e.V.

Bei der Erneuerung der ICF-Mitgliedschaft verpflichtet sich jedes ICF Mitglied jedes Jahr aufs Neue, u.a. dazu, den ICF Code of Ethics einzuhalten (s. ICF Ethikversprechen, „the Pledge“). ICF zertifizierte Coaches tun dies alle 3 Jahre bei der Erneuerung ihrer Zertifizierung:

„Als ICF-Professional erkenne ich in Übereinstimmung mit dem ICF Code of Ethics meine ethischen und rechtlichen Verpflichtungen gegenüber meinen Coaching-Kunden, Sponsoren, Kollegen und der Öffentlichkeit an und erkläre mich damit einverstanden, sie zu erfüllen.“

Meistens geschieht dies dadurch, dass auf der Website www.coachingfederation.org zwei Kästchen angeklickt werden.

In der aktualisierten Version des ICF Code auf Ethics von 2020, war eine der wichtigsten Neuerungen die Einführung des Begriffs „Gleichstellung“[i]. Näher ausgeführt wird dies besonders im ethischen Standard #25:

„Als ICF-Professional vermeide ich Diskriminierungen, indem ich Fairness und Gleichheit bei allen Tätigkeiten und Operationen wahre und dabei die lokalen Regeln und kulturellen Praktiken beachte. Dies schließt Diskriminierung aufgrund des Alters, des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit, der Hautfarbe, der sexuellen Ausrichtung, der Religion, der nationalen Herkunft, einer Behinderung oder des militärischen Status ein, ist jedoch nicht darauf beschränkt.“

(Hervorhebung: dvds)

 

Welche Auswirkungen hat das auf unsere Kommunikation als ICF Coaches / Professionals?

Die ICF macht dazu keine offiziellen Vorgaben. Bei ICF Professionals in 140 Ländern ist dies wohl auch kaum sinnvoll oder machbar.

Auf der Website der Vereinten Nationen finden sich Empfehlungen für einen Gender inklusiven Gebrauch im Englischen.

Einige davon würden sich auch auf die deutsche Sprache anwenden lassen.

  1. Eine Kombination von weiblicher und männlicher Bezeichnung nur dann anwenden, wenn beide Bezeichnungen für die Kommunikation relevant sind, also wenn beide explizit adressiert werden sollen. (z.B. Leserinnen und Leser)
  2. Diese Kombination ansonsten sparsam anwenden.
  3. Männliche und weibliche Bezeichnungen im Text abwechselnd gebrauchen, am besten abschnittsweise wechseln, um zu vermeiden, dass dies zu inhaltlichen Missverständnissen führt.
  4. Wenn möglich, Pluralformen verwenden.
  5. Genderspezifische Bezeichnungen nur dann verwenden, wenn dies zum Verständnis des Textes nötig ist, ansonsten versuchen, genderneutrale Ausdrücke zu verwenden. (z.B. Vorgesetzte anstelle von Chef / Chefin).

Da es 64 unterschiedliche Gender Bezeichnungen gibt, halte ich die Chance wirklich inklusiv zu formulieren, ohne ein wichtiges Element versehentlich nicht zu berücksichtigen, für nicht allzu groß.

Gibt es Empfehlungen es für die deutsche Sprache?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung[1] hat am 16.11.2018 für das Verfassen geschlechtergerechter Texte folgende geschlechtersensible Schreibung beschlossen:

 

Geschlechtergerechte Texte sollen

  • sachlich korrekt sein,
  • verständlich und lesbar sein,
  • vorlesbar sein (mit Blick auf die Altersentwicklung der Bevölkerung und die Tendenz in den Medien, Texte in vorlesbarer Form zur Verfügung zu stellen),
  • Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten,
  • übertragbar sein im Hinblick auf deutschsprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen (Schweiz, Bozen-Südtirol, Ostbelgien; aber für regionale Amts- und Minderheitensprachen auch in Österreich und Deutschland),
  • für die Lesenden bzw. Hörenden die Möglichkeit zur Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen.
  • Außerdem betont der Rat, dass geschlechtergerechte Schreibung nicht das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache erschweren darf (Lernbarkeit).

 

Meine persönliche Meinung zum Thema

Ich halte ich es mit transgender Symbole wie mit guten Gewürzen: ich verwende sie sparsam. Z.B. niemals durchgängig in einem Text. Ich verwende auch keine transgender Symbole, wenn es sich um konkrete Personen handelt, von denen keine eine transgender Person ist.

Das mag auch daran liegen, dass ich den Gebrauch von mindestens drei unterschiedlichen transgender Schreibweisen (z.B. Klient:in, Klient_in, Klient*in) ziemlich verwirrend finde. Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, warum nur weibliche Formen ein transgender Symbol erhalten, männliche hingegen nicht (Klienten und Klient:innen und nicht „Kli:enten und Klient:innen“).

 

Liebe Newsletter-Lesende,

Was sind Ihre besten Vorschläge, einerseits nicht zu diskriminieren, andererseits noch gut lesbare Texte zu produzieren?

Für wie wichtig halten Sie dieses Thema und wie gehen Sie damit insgesamt um?

 

Meine Kollegen und ich freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen:
ethikkommission@coachfederation.de


[1] Getragen von der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Österreich, der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und dem Fürstentum Liechtenstein. Luxemburg ist mit beratender Stimme vertreten.

 


[i]Gleichstellung"—eine Situation, in der alle Menschen Inklusion und gleichermaßen Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten erleben, unabhängig von ihrer, ethnischen Zugehörigkeit, Hautfarbe, nationalen Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, geschlechtsspezifischer Identität, Alter, Religion, Einwanderungsstatus, geistiger oder körperlicher Behinderung und anderen Bereichen menschlicher Unterschiede.“

 

Autorin: Doris van de Sand    Collage: Doris van de Sand  Grafik:wikipedia

 


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ISSN: 2702-7880

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