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Die UnternehmerInnen der Zukunft sind mutige Hoffnungsträger

 

„Butter, wir müssen Butter kaufen. Wenn der Ernstfall kommt, brauchen wir Vorräte“, meine Schwiegermutter erlebt gerade ein Déjà-vu. „Ich denke ernsthaft darüber nach, ob es Sinn macht, auszuwandern“, mein Sohn macht sich Sorgen um die Zukunft. Und ja, auch ich habe Schiss vor dem, was uns erwartet. Mit diesem Gefühl bin ich nicht allein. Ich erlebe gerade viele Menschen, die in Schockstarre wie das Kaninchen vor der Schlange oder in diesem Fall vor den Nachrichten sitzen. Unsicherheit, Angst und Befürchtungen umklammern sie mit eiserner Faust, dabei hat doch gerade erst Corona den Griff etwas gelockert. 

Die Energielosigkeit, die Selbstständige und UnternehmerInnen in den letzten Monaten an den Tag legten, ist ergänzt worden: durch Ratlosigkeit, ja fast schon Resignation. Es herrscht eine Kopf-in-den-Sand-stecken-Mentalität, denn was ich nicht sehe, kann mir auch nichts tun. Bloß nicht auffallen, abwarten, in sicherer Entfernung bleiben – doch klingt das nach Unternehmertum?

Zur Unsicherheit der Pandemielage ist ein emotionales Pulverfass dazu gekommen. Warum? Weil wir seit 70 Jahren wieder einen Krieg in Europa vor unserer Haustür haben. An der Spitze steht ein unberechenbarer Machthaber – und wir fragen uns, zu was er noch alles fähig ist. Wir werden mit einer Flüchtlingswelle konfrontiert, wie es sie in dieser Dimension seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat; fühlen uns hilflos und wollen doch helfen; fühlen uns unsicher und wollen doch die Zukunft für uns, unsere Kinder, unser Business sichern. Wir blicken sorgenvoll auf die Entscheidungen der Politiker, die gefühlt täglich ihre Pläne ändern und sehnen uns nach Stabilität für unser Mitarbeitenden und Familien. Wie soll das funktionieren?

Unberechenbare Zeiten brauchen Hoffnung

Noch nie waren wir mit solch unberechenbaren Zeiten konfrontiert. Ich treffe auf Selbständige und UnternehmerInnen, die vollkommen gelähmt sind. Sie sind kaum in der Lage, auch nur eine Entscheidung zu treffen, selbst wenn es nur um die Wahl des T-Shirts am Morgen geht. Wie gebannt sitzen sie vor den Nachrichten – von morgens bis abends nur ein Thema. Sie fragen mich: Bin ich überhaupt noch handlungsfähig? Was soll ich tun? Die vor kurzem noch aktuellen Themen haben plötzlich keine Relevanz mehr. Ist es jetzt noch wichtig, über Freiheit zu sprechen, über Mindset und Selbstbestimmung? Nein, jetzt braucht es MUT und HOFFNUNG.

Brechen wir den Gedanken auf den Kern herunter, dann sind es die UnternehmerInnen, die das Wirtschaftsleben neu denken müssen. Wir brauchen Macher, die anpacken, Energiegeber, die Mut machen. Die neuen UnternehmerInnen und Selbstständigen sind Hoffnungsträger. Das bedeutet mehr denn je, den Blick auf die Unternehmerkompetenzen zu richten – und diese gehen weit über das klassische Handwerk hinaus. Wir sprechen hier über Resilienz, Willensstärke und Mut.

Mut und Schockstarre passen nicht zusammen

Was ist eigentlich Mut? Mut heißt Ängste überwinden, Risiken eingehen, handlungsfähig werden und Rückgrat zeigen – nur so schaffen wir es, etwas zu verändern. Doch wie so vieles beginnt das bei uns selbst. Wir sind gefragt, das Wirtschaftsleben neu zu denken, innovativ zu sein, um zu überleben. Wir müssen ein Standing haben, für uns einstehen, den Mitarbeitenden in unserem Unternehmen, unseren Kunden und Geschäftspartnern Hoffnung geben. Ich erlebe gerade alles andere als ein Standing, sondern Selbstständige und Unternehmerinnen und Unternehmer, die in der Schockstarre der Entschlusslosigkeit sitzen. Ich kann nachvollziehen, dass Angst und Sorgen vorhanden sind. Aber der Punkt ist: Wir müssen weitermachen. Es bringt uns weder menschlich noch wirtschaftlich etwas, wenn wir permanent die Buxe voll haben. Nein, es braucht wieder mutige Entscheidung.

Echter Mut entsteht aus innerer Stärke

Mut entsteht nicht im Außen. Dort sind heute weder Hoffnung, noch Orientierung oder Klarheit zu finden. Mut entsteht aus dem Sein. Wir müssen uns fokussieren, wieder in die Spur kommen. Das, was derzeit passiert, ist ohne Frage schrecklich; und wir brauchen einen kühlen Kopf und mutige Entscheidungen: Was bedeutet die Lage für unsere Geschäftsmodelle? Wie müssen wir uns neu strukturieren? Was ist mit dem Vertrieb?

Bleiben wir in der Höhle des Ausharrens sitzen oder fangen wir an zu handeln? Ich halte es gerne mit den Worten meiner Mutter: „Für alles gibt es eine Lösung, aber es ist eine Frage der Haltung.“ Das passiert nicht, wenn negative Emotionen alles Denken einnehmen. Das passiert nicht, wenn die Frage nach dem Sinn, dem Warum unbeantwortet bleibt. Unternehmertum lebt vom Machen und nicht davon, abzuwarten. Unternehmertum lebt von Menschen, die anderen Menschen Hoffnung geben.

Hoffnung und Mut lösen Probleme

Mut und Hoffnung leiten den Wandel ein. Wer Orientierung und Stabilität für die Zukunft will, muss selbst aktiv werden, muss mutig handeln. Eine Umfrage, die der Verband für Fach- und Führungskräfte (DFK) für den Harvard Business Manger durchführte zeigt, dass Mut für Entscheider eine Kernkompetenz ist. Von den 630 Teilnehmenden bewerteten mehr als 77% die Kernkompetenz Mut mit größter und zweitgrößter Zustimmung(1). Nur mit Hoffnung und Mut lassen sich die Probleme lösen, die uns derzeit zu überrollen drohen.

Dann ändern wir halt alles – zurecht, denn Unternehmertum funktioniert so

Ja, es ist eine scheiß Zeit, keine Frage. Und ja, wahrscheinlich haben wir alle in den vergangenen Monaten schon viel verändert und jetzt keine Lust erneut anzupacken. Ich weiß, wie Sie sich fühlen, denn auch ich habe im Zuge der Pandemie alles auf den Kopf gestellt und neu gedacht. Doch was sollte ich Ihrer Meinung nach jetzt tun? Abwarten, so weitermachen wie bisher? Was bleibt dann am Ende übrig? Was ich mache: Ich baue wieder um, damit ich den aktuellen Gegebenheiten begegnen kann. Und wenn es sein muss, baue ich in zwei Wochen wieder um. Das ist Unternehmertum. Seit 20 Jahren kenne ich nichts anderes. Und dafür braucht es Mut.

Nur wer die Welle surft, erlebt den Rausch

Mutige UnternehmerInnen erkennt man an ihrer Bereitschaft, sich Risiken zu stellen. Wer mutig ist, weiß, dass es sich am Ende auszahlt. Beobachten Sie einen Surfer, der die scheinbar unüberwindbare Welle auf sich zurollen sieht; so wie die Ereignisse unausweichlich auch auf uns zukommen. Was macht der Surfer? Versucht er schnellstmöglich ans Ufer zu paddeln? Blickt er zum Himmel und wartet vergebens auf den Helikopter, der ihn aus dem Wasser zieht? Oder fiebert er auf den perfekten Augenblick hin, richtet sich auf und surft die Welle wie nie zuvor in seinem Leben? Natürlich ist er sich des Risikos bewusst. Er weiß, dass die Welle ihn in die Tiefe reißen kann, doch er stellt sich mutig dagegen. Was denken Sie, was der Surfer spürt, wenn sein Mut belohnt wird, der Rausch einsetzt? Wer keinen Mut hat, das Risiko anzunehmen, Entscheidungen zu treffen und nach vorne zu gehen, wird nie wissen, wie berauschend das Gefühl des Erfolgs ist und wie es sich anfühlt, Hoffnungsträger für andere Menschen zu sein.

Jetzt liegt es an Ihnen, mutig zu sein

In unsicheren Zeiten und Krisen geht es um Lösungen, ums Anpacken, darum Energie zu geben. Die erfolgreichen UnternehmerInnen von heute sind die Hoffnungsträger von morgen. Wer es jetzt schafft, mutig zu sein und Hoffnung zu geben, der wird es packen. Wer Hoffnungsträger für andere sein will, muss vor allem bei sich selbst anfangen. Wo performen Sie und was wollen Sie bewirken? UnternehmerInnen haben die Mission, Hoffnungsträger für die Menschen ihrem Umfeld zu sein.

Ich habe das Gefühl, dass viele Selbständige und UnternehmerInnen diese Rolle gerade nicht einnehmen. Ja, es ist schwierig – aber wer sich dem entzieht, handelt in meinen Augen verantwortungslos. Mein Job als Unternehmer ist es, Hoffnungsträger zu sein. Dass ich selbst Schiss und Bedenken habe, ist menschlich und normal; und um mutig zu sein, gehört Angst dazu. Denn Mut ohne Angst ist Dummheit. Diese dummen Menschen sind es, die den Finger am Abzug haben, auf den Knopf drücken und nicht eine Sekunde Angst vor den Konsequenzen haben.

Unsere Verpflichtung als Unternehmer und Selbstständige ist, Hoffnungsträger zu sein. Das ist unsere verdammte Aufgabe. Darum geht es, und um nichts anderes.

 

Benjamin Schulz

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Autor: Benjamin Schulz Foto: Benjamin Schulz


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ISSN: 2702-7880

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