In den letzten Jahren haben sich digitale Coaching-Anbieter als praktikable Option für Einzelpersonen und Unternehmen herauskristallisiert, die Coaching suchen. Diese Anbieter nutzen digitale Tools, um ihre Dienste aus der Ferne anzubieten und machen Coaching für ein globales Publikum zugänglich. Doch inwieweit sind ihre Geschäftsmodelle wirklich digital?

Mit KI Coaching kommt nun der nächste Umbruch. Inspiriert von Gespräche auf dem NYU Coaching & Technology Summits skizziert dieser Artikel das aktuelle Marktgeschehen und versucht, die künftige Entwicklung auf der Grundlage der heute vorherrschenden Geschäftsmodelle vorherzusagen.

Einblicke in die Kristallkugel: Zukünftige Geschäftsmodelle für digitales Coaching

Die Bestimmung des idealen Geschäftsmodells für digitales Coaching ist keine einfache Aufgabe. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. davon,

• ob ein Anbieter bei Null anfängt oder auf ein bestehendes Offline-Geschäft aufbaut
• ob das Geschäft organisch wachsen oder Investoren an Bord holen will,
• von der persönlichen Einschätzung, wie schnell sich die Konvergenz von KI und menschlichem Coaching in der Coaching-Arena von Unternehmen durchsetzen wird.
• Auch die Geschwindigkeit der Marktkonsolidierung ist ein wichtiger Faktor.

Zehn Zukunftsprognosen für den digitalen Coaching-Markt

1. Der Markt für große Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern, bei denen sich die Einrichtung dedizierter Coaching-Pools lohnt, ist bereits unter digitalen Coaching-Anbietern aufgeteilt. Die Zeit der grünen Wiese ist vorbei. Ein weitere Preiswettbewerb unter den Anbietern wäre nachteilig, daher ist eine echte Differenzierung entscheidend. Bei einer Akzeptanzquote von 2 - 5 % aller Mitarbeiter, die berechtigt sind, Coaching-Prozess zu buchen, lohnt sich die Arbeit für kleinere Unternehmen nur noch bei vollständig automatisierten, digitaleren Produkt- und Dienstleistungsangeboten.
2. KI-Coaching ist im Kommen. Schnell. Überall. Folglich können sich digitale Coaching-Anbieter nicht mehr nur über die Verpackung der menschlichen Coaches zu immer niedrigeren Tarifen positionieren. Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, müssen sie um die besten Coaches konkurrieren und Wege finden, diese zu halten.
3. Um KI effektiv zu integrieren, müssen die Anbieter dazu übergehen, sich nicht mehr nur auf den Verkauf von Coaching-Stundenpaketen zu konzentrieren, sondern komplette Coaching-Programme anzubieten und KI als Assistent für Kunden und Coaches zu nutzen.
4. Dieser Übergang könnte lange dauern, da nur wenige bereit oder in der Lage sind (aufgrund von Risikokapitalgebern), ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu disruptieren. Diejenigen, die sich dem Wandel widersetzen, laufen Gefahr, von neuen Marktteilnehmern aus angrenzenden Sektoren überholt zu werden, wie z.B. die Sprachlernanplattformen Speexx oder Lingo Live, die bereits Erfahrung mit der Nutzung von KI haben und bei den meisten großen und mittelständischen Unternehmen bereits etabliert sind.
5. Der Markt für digitale Coaching-Anbieter wird sich in Aggregator- und Plattformmodelle aufteilen. Aggregatoren werden sich weiterhin darauf konzentrieren, standardisierte Coaching-Programme anzubieten, die menschliches Coaching, Learning Nudges und KI-Coaching umfassen, während Plattformen es den Coaches ermöglichen werden, ihre Angebote für mittlere und kleinere Unternehmen zu personalisieren und zu skalieren und ihre eigenen Preise festzulegen. Unternehmen werden sich je nach Größe, Hierarchie und Organisationskultur für eine der beiden Varianten entscheiden und dabei aus Gründen der einfachen Handhabung zu einem einzigen Anbieter tendieren.
6. Der Aufbau von digitalen Coaching-Plattformen stellt eine große Herausforderung für Coaching-Firmen und -Boutiquen dar. Eine erfolgreiche KI-Strategie, eine hervorragende Benutzerfreundlichkeit und eine nahtlose Systemintegration über APIs gehören heute nicht zu ihren Kernkompetenzen. Folglich werden wir in den kommenden Jahren zahlreiche mittelmäßige technische Lösungen sehen. Mittelfristig werden sich Coaching-Firmen und -Boutiquen wahrscheinlich für die führende Coaching-Plattform als ihren technischen Dienstleister entscheiden.
7. Mit der weiteren Spezialisierung des digitalen Coaching-Marktes werden weitere spezialisierte Anbieter etnstehen, die z.B. Software für die Ausbildung von Coaches, Supervision, Erstellung von Inhalten, Coaching-Analysen und andere Komponenten entwickeln könnten. Sie werden sich über APIs in die führenden Coaching-Plattformen integrieren. 
8. Coaching wird enger als je zuvor mit anderen Lern-, Entwicklungs- und Veränderungs-Programmen verknüpft werden. Dies erfordert Plattformanbieter mit integrierten und KI-gesteuerten Lernmanagementsystemen (LMS), Lernerlebnisplattformen (LXP) und Coaching-Software, um personalisierte Entwicklungsprogramme auf der Grundlage individueller Daten zu erstellen. Derzeit gibt es keinen Anbieter, der sich in diesem Bereich auszeichnet, was eine große Marktchance darstellt.
9. Im Bereich des Live-Coachings und der Privatzahler werden wir das Wachstum von Coaching-Community-Plattformen erleben, die persönliche KI-Assistenten und Peer-Coaching einschließen. Diese Plattformen werden wahrscheinlich nach einem Mitgliedschafts- oder Software-as-a-Service (SaaS)-Modell arbeiten.
10. KI-Coaching wird in Form von Free-, Freemium- und datengesteuerten Modellen angeboten werden, die Coaching wirklich demokratisieren und für ein breiteres Publikum zugänglich machen. Versteckte Wertströme sind möglich sein, aber die Coaching-Ethik und die gute Praxis erfordern maximale Transparenz, welche Daten gesammelt werden, wer Zugang hat und was daraus generiert wird.

Im Zuge des technologischen Fortschritts und der Marktdynamik müssen Anbieter von digitalem Coaching ihre Strategien an die rasante Entwicklung des Marktes anpassen, um in dieser sich schnell verändernden Landschaft die Nase vorn zu haben.

Weitere Hintergrundinfos und Quellen gibt es unter: www.evoach.com