International Coach Federation Deutschland

Wie kann ich mein Selbstbewusstsein stärken?

 

Wir kennen alle das Gefühl der Unsicherheit, das fühlt sich nicht gut an, gerne schaut man dann auf andere und hat das Gefühl sie stehen mit beiden Beinen im Leben. Das kann täuschen, vor allem herrisches Verhalten, das gerne als Selbstbewusstsein interpretiert wird, ist oft ein Trugschluss. Was macht echtes Selbstbewusstsein aus? Unser Selbstbewusstsein steht auf vier Säulen: Verbindung, Anerkennung, Kontrolle und Bedürfnisse. Wenn einer dieser Säulen fehlt oder wackelt fühlen wir uns unsicher, denn unser Fundament ist nicht stabil. Die vorhandene Unsicherheit wird oft mit einem Ego Verhalten kompensiert wie Wut, Frust oder Verdrängung. Wir vertrauen in dem Moment nicht mehr uns selbst, sondern folgen äußeren Erwartungen, anstelle unserer inneren Motivation. 

Das heisst, ich habe Einfluss auf mein Fundament, was kann ich dafür tun, dass es solide bleibt?

Lasst uns dafür, die einzelnen Säulen kennenlernen.

Verbindung: Die Verbindung zu uns selbst – Selbstreflexion. Das heißt sich selbst wahrnehmen. Eine Antwort darauf zu bekommen, warum denke ich was ich denke, warum sage ich was ich sage und warum handle ich wie ich handle? Klingt einfach und fällt doch so schwer, denn jeder Gedanke, jedes Sagen und jedes Handeln kommt mit einer Emotion - und Emotionen werden gerne weggedrückt. Dabei kann ich erst den berühmten klaren Kopf bekommen und rational und überlegt reagieren, wenn ich mir meiner Emotion bewusst bin. Wir wünschten oft wir würden nicht fühlen und könnten es ablocken, nach dem Motto, das macht mir nichts aus. Jedoch ist das anatomisch gar nicht möglich, denn unser vegetatives Nervensystem nimmt jedes Gefühl von außen auf, muss es, das dient zum Überleben. Jedes Gefühl wird dort geprüft, ob eine Flucht-Kampf-Reaktion notwendig ist. Wenn wir uns nicht in akuter Gefahr befinden, geht die Information weiter ans Gehirn und unser Intellekt entscheidet was zu tun ist. Unser Körper bekommt aber nicht nur von außen Signale, sondern auch von innen. Jeder Gedanke kommt in Begleitung einer Emotion, das heißt, jede Emotion von außen oder von innen durchläuft unseren Körper, ob wir wollen oder nicht. Wenn der Intellekt trainiert wurde das nicht wahrhaben zu wollen, dann stauen sich Emotionen über die Zeit im Körper auf. Eine mentale Unterdrückung verbraucht sehr viel Energie. Die Manager in unserem inneren Team, die diesen emotionalen Stress unterdrücken sind Ärger, Frust, Unzufriedenheit, usw. Das kann sich über kurz oder lang in Erschöpfung und Schmerzen auswirken.

Was können wir tun diesen Schaden zu vermeiden und lernen unsere Emotionen zu prozessieren?

Das führt uns zur nächsten Säule – der Anerkennung.

Anerkennung: Es wichtig sich Gedanken und Emotionen aller Art bewusst zu machen, anzuerkennen und auch zu validieren. Kurz gesagt, unsere eigene Wertschätzung. Können wir uns erlauben, dass etwas verletzend war oder etwas schiefgelaufen ist? Können wir uns selbst der beste Freund sein oder arbeitet die innere Kritik permanent auf Hochtouren? Emotion (E-Motion) ist Energie, Impulse im Flow, die mit einem Anfang und einem Ende kommen, ob das Ärger, Frust, Traurigkeit oder Freude ist. Wenn wir unsere Emotionen anerkennen, verlaufen diese im gesunden Flow und das Ende wird nicht durch leugnen unterdrückt. Kinder sind dafür die besten Vorbilder, in einem Moment sind sie traurig, im nächsten happy, im nächsten frustriert usw. Sie leben den gesunden Flow. Gefühle können, müssen aber nicht wie bei Kindern nach außen gelebt werden, allein die innere Anerkennung lässt Emotionen schon beruhigen. Was sie nicht beruhigen lässt, ist die Wut auf die Wut oder die Wut auf die Traurigkeit oder die Erwartung der inneren Kritik das nicht an sich ran zu lassen. Anstelle sich zu beruhigen kommen mehr Emotionen hinzu. Die eigene Wertschätzung aller Gefühle ist die alleinige Lösung.

Was passiert im Körper, wenn wir emotionalen Stress nicht prozessieren?

Wenn wir emotionalen Stress nicht erlauben zu prozessieren werden permanent Botenstoffe wie Adrenalin und Cortisol ausgesandt, der Körper ist im Dauer-Alert-Zustand ist, d.h. all unsere Energie wird darauf verwendet und Heilung oder Reproduktion sind on hold. Der Körper wird über kurz oder lang die Reißleine ziehen, in welcher Form auch immer.

Was können wir tun, damit wir Botenstoffe aussenden, die unsere Heilung und Reproduktion aktiveren und uns damit agil und fit sein lassen?

Das führt uns direkt zur nächsten Säule unseres Selbstbewusstseins – unsere Bedürfnisse. 

Bedürfnisse: Nicht jeder Stress wirkt sich negativ auf den Körper aus, es gibt stressige Phasen mit denen kommt der Körper besten klar – wenn es und das ist der springende Punkt - uns Spaß macht. Wenn das, was wir tun, uns Freude bereitet werden im Körper Botenstoffe ausgesandt, die uns stärken und unsere Gesundheit unterstützen. Unsere Bedürfnisse kennen, heißt kurz gesagt, wissen was uns guttut, so aktivieren wir unsere Produktivität und Motivation. Aber wo beginnen? Im kleinsten Detail. Das ist wie mit den Sauerstoff Masken im Flugzeug, wir müssen sie uns selbst zuerst aufziehen und dann den hilfebedürftigen um uns herum. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Selbstverantwortung. Wenn ich voller Elan und Kraft bin profitiert auch mein Umfeld davon. Da gibt es einen schönen Beziehungsspruch: Ich betreibe Self-Care für Dich und Du betreibst Self-Care für mich. 

Was ist aber, wenn ich nicht weiß was mir guttut, wie finde ich das heraus?

In dem Fall muss der Fokus von außen nach innen gerichtet werden, von äußeren Erwartungen auf die innere Motivation. Was motiviert mich? Nicht andere, sondern mich? Was inspiriert mich? Was brauchen meine beiden Energiequellen, die Körper-Energie und die Kreativ-Energie? Positive Gedanken kommen mit motivierenden Emotionen die hochwertigen Botenstoffe aktivieren. Das heißt, gerade wenn wir in einer stressigen Phase sind, in der viel Adrenalin und Cortisol ausgestoßen wird, ist es um so wichtiger zu wissen, was uns guttut, damit wir zusätzliche Botenstoffe aktivieren, die wiederum die Heilung und Reproduktion im Körper weiter anstoßen. Gedanke – Emotion – Körper. Das ist eine Kettenreaktion, auf die wir Einfluss haben.

Um unseren Bedürfnissen Raum und Zeit zu geben benötigen wir etwas sehr Wichtiges. Was ist das?

Das führt uns direkt zur nächsten und letzten Säule des Selbstbewusstseins – der Kontrolle.  

Kontrolle: Um zu wissen was mir guttut, muss ich auch wissen, Wer und Was mir nicht guttut. Das heißt, wir müssen wissen Grenzen zu setzten. Eigenes Zeit - und Energiemanagement sind dafür Key. Wenn wir das beherrschen, fallen auch die Dinge leichter, die uns keinen Spaß machen, aber gemacht werden müssen. Wir wissen es ist temporär und können uns drauf einstellen. Ein bisschen Kontrolle bleibt in jeder Situation, sich gutes zu tun - das berühmte silver lining. Wir müssen nur zu unserem eigenen Silver-Lining-Experten werden. Dabei hilft uns eine weitere Kontrolle, die Freiheit der Perspektivenwahl. Wie wir Menschen oder Situationen betrachten. Wir haben immer die Wahl, Dinge negativ oder positiv zu betrachten, das Gute oder das Schlechte zu sehen. Das heißt, sind wir kritisch und verurteilend oder sind wir offen und interessiert an dem Grund für eine Situation oder ein Verhalten? Auch sind wir bereit Verantwortung für uns selbst zu übernehmen? Wir sind Menschen und Menschen machen Fehler. Das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben tut nicht gut, aber es vergeht, wenn wir es uns erlauben. Das Problem zu definieren und an einer Lösung interessiert zu sein und nicht Zeit mit der Schuldfrage zu verbringen, erspart viel Stress und Energie. Ein Thema das in Firmen und Familien viel Konfliktherde vermeiden lässt.

Warum wird ein Nein als Grenze manchmal nicht respektiert? 

Wichtig bei Nein ist, mit welcher Absicht ist mein Nein hinterlegt? Ist es ein Nein mit Fragezeichen, nach dem Motto, magst Du mich noch? Oder ist es ein Neinweil es die Außenwelt von mir erwartet? Oder ist es ein Nein, das mit Überzeugung und einer Erklärung kommt? Das macht den Unterschied, ob unser Gegenüber ein Nein akzeptiert. Die Absicht spiegelt sich im Ton wider, d.h. das Nein in den ersten beiden Fällen hat keine Wirkung auf das Gegenüber. Das wird bei Kindern und Mitarbeitern sehr deutlich. Das andere Extrem, Machtausspielen ist auch nicht der Weg, nach dem Motto, weil ich das sage, das erzeugt Konflikt. Die eigene Überzeugung und die sachliche Erklärung sind ausschlaggebend. Die Verbindlichkeit, die damit erhalten bleibt, stärkt das Miteinander, ob im privaten oder beruflichen Umfeld.

Die Kontrolle hat viele Facetten, wichtig ist es zu wissen, worüber habe ich Kontrolle und worüber habe ich sie nicht. Kontrolle gibt einem Halt. Das ist wie mit der Linienführung auf der Straße, wenn die plötzlich aufhört, fühlen wir uns auch kurzzeitig unsicher. 

Fazit 

Jetzt haben wir alle vier Säulen kennengelernt, die das Fundament unseres Selbstbewusstseins ausmachen, das macht es leichter herauszufinden, welche Säule gerade wackelt und unsere Unterstützung braucht, um das Fundament wieder zu festigen. Das ist ein andauernder schöner und bereichernder Prozess. Der schönste Effekt an Self-Leadership ist, neben dem, dass es einem viel besser geht, dass man sein Umfeld genauso führt, ob als Eltern, als Vorgesetzter oder Teamkollege. Es beginnt immer bei einem jeden selbst. Sich seiner selbst bewusst werden führt zu Selbstbewusstsein - und das bereichert das Leben im Ganzen.

Wenn die Umsetzung schwerfällt und man erkennt, dass Blockaden und Verhaltensmuster einen davon abhalten Zugriff auf die ein oder andere Säule zu haben, dann wäre Coaching eine Möglichkeit diese Blockaden zu lösen. Bei Fragen, stehe ich gerne zur Verfügung. 

Herzliche Grüße,

Birgit

www.mediocoaching.com

Text:  Birgit Rohm

 


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